Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen

Liebe InteressentInnen !

Seit über 25 Jahren unterstütze ich die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) bei ihrem Anliegen Dinge zum Thema Eisenbahn der Nachwelt zu bewahren. Das Arbeitsfeld der DGEG ist sehr groß. Nicht nur Eisenbahnfahrzeuge aller Traktionen (vor allem nicht nur Lokomotiven), sondern auch Bauwerke und Gebäude, technische Ausrüstung aller Art, sowie Archivgut und Literatur sind Betätigungsfelder der DGEG. Die Aufzählung ist unvollständig und nicht mit wenigen Worten zu beschreiben.

Mit dieser Homepage möchte ich ausdrücklich für die Ziele der DGEG werben. Hier wird die Entwicklung des Eisenbahnmuseums beschrieben, und aus persönlichen Erfahrungen sein Werdegang seit 1976 dargestellt. Beschreibungen, Bilder und Erlebnisschilderungen sollen einen Einblick über die Entwicklung des Eisenbahnmuseums und über die Aktivitäten der Eisenbahnfreunde geben und deutlich machen, daß sich in den vielen Jahren etliches getan hat. Trotzdem ist noch eine Menge zu tun, damit das Ziel die historisch wertvollen Dinge der Nachwelt zu erhalten erreicht wird.


Die Geschichte der DGEG und ihre Ziele

Die Gründung der DGEG erfolgte im Jahre 1967. Ein Teil der Vereinsziele ist es, u. a. Eisenbahnfahrzeuge der Nachwelt zu erhalten, die für das deutsche Eisenbahnwesen über einen längeren Zeitraum oder in ihrer Konstruktion richtungsweisend sind. Das heißt es werden keine technischen Highlights erhalten (z. B. einzelne Lokomotiven für z. B. Schnellfahrversuche), sondern Fahrzeuge, die in der Regel in großen oder größeren Stückzahlen gebaut wurden und über einen längeren Zeitraum im Einsatz waren.

Von den Gründern des Vereins wurde 1968 ein Grundprogramm für die Beschaffung von Eisenbahnfahrzeugen verabschiedet, dessen Realisierung bis ca. 1980 andauerte. Darüber hinaus gelang es in diesen Jahren sinnvolle Ergänzungen zu erhalten oder anzuschaffen. In den achziger Jahren wurde ein weiteres Programm für Beschaffungen verabschiedet.

Der Verein hat heute (März 2002) ca. 1.950 Mitglieder und besitzt zwei Eisenbahmuseen denen jeweils eine Museumseisenbahn angeschlossen ist. Das Eisenbahmuseum Neustadt an der Weinstraße mit dem "Kuckucksbähnl" Lamprecht - Neustadt an der Weinstraße, und das Eisenbahmuseum Bochum - Dahlhausen mit dem Teilstüch der Ruhrtalbahn zwischen Herbede und Wengern-Ost.

In der Vergangenheit betrieb die DGEG auch ein Museum für Schmalspurfahrzeuge in Viernheim bei Mannheim (1976 bis 1986), sowie Museumseisenbahnen im Jagsttal (Möckmühl - Dörzbach von 1972 bis 1984) und am Tegernsee (1972 - 1975). Durch bedauernswerte Querelen innerhalb des Vereins ging die sehr sinnvolle und wertvolle Sammlung für Schmalspurfahrzeuge in Viernheim verloren. Nachdem diese Fahrzeuge zunächst nach Bruchhausen-Vilsen in Norddeutschland gebracht wurden, sind nun fast alle Fahrzeuge innerhalb Deutschlands bei verschiedenen Museen und Museumsbahnen untergebracht. Einige wenige Fahrzeuge gehören nun zum Bestand des Eisenbahnmuseums Bochum - Dahlhausen.


Die geografische Lage von Bochum-Dahlhausen

Dahlhausen ist ein südlich gelegener Stadtteil der Großstadt Bochum im Ruhrgebiet. Der Ortsteil Dahlhausen grenzt südlich am Fluß Ruhr, der diesem Wirtschaftsraum den Namen gab. Im Westen grenzt Dahlhausen an den Ortsteil Horst der Großstadt Essen, im Osten an die Stadt Hattingen, im Norden an den Bochumer Stadtteil Weitmar. Heute leben hier etwa 30.000 Menschen.

Ein grober Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung von Bochum- Dahlhausen

Dahlhausen verdankt seine wirtschaftliche Entwicklung, wie in vielen Orten des Ruhrgebietes der Steinkohle. In der Gegend um Dahlhausen entstanden die ersten Steinkohlengruben im Ruhrgebiet. Schon im 12. Jahrhundert wurden die hier zutage austretenden Kohlenflöze wie Steinbrüche betrieben, im 18. Jahrhundert wurde Steinkohle in waagerechten (tonnlägigen) Schächten oder mit Hilfe von Stollen abgebaut. Im 19. Jahrhundert geschah der Übergang zum Tiefbau, also durch die Abteufung von senkrechten Schächten, die mehrere hundert Meter tief waren. Mit Beginn der deutschen Kohlenkrise Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts war das Ende des Steinkohlenbergbaus aus dem südlichen Ruhrgebiet abzusehen. Aufgrund ungünstiger Lagerungsverhältnisse und weil viele Grubenfelder ausgekohlt waren, wurden zwischen 1961 und 1966 sämtliche Steinkohlenzechen auf Bochumer Stadtgebiet stillgelegt.
In Dahlhausen selbst gab es keine weitere große Schwerindustrie, wenn man vom Werk der Fa. Dr. C. Otto absieht, die im Bereich des Kokereibaus und bei der Herstellung von Schamottesteinen heute noch von Bedeutung ist.
Ein weiterer großer Arbeitgeber in Dahlhausen war die Eisenbahn. In Bochum- Dahlhausen waren zeitweise mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigt. Das Bahnbetriebswerk mit angeschlossenem Wagenausbesserungswerk verdeutlicht die Bedeutung des Eisenbahnknotenpunktes Dahlhausen. Mit dem Rückzug des Steinkohlenbergbaus aus Dahlhausen und dem Stadtgebiet Bochum gingen jedoch auch etliche Transportleistungen für die Eisenbahn verloren. Keine Personenzüge, die die Bergleute zu den Schichten fuhren, keine langen Güterzüge mehr mit Briketts, Kohlen und Koks, mit Baumaterialien und Grubenholz für die Zechen, mit Benzol und Teer von den Kokereien, usw.
Neben den großen Werken gingen viele klein- und mittelständische Zuliefererbetriebe ein, weil ihr Absatzmarkt nicht mehr vorhanden war. Viele Werksanlagen wurden abgerissen, nur ein geringer Teil weiterverwendet. Ersatzindustrien konnten in Dahlhausen nicht angesiedelt werden. Ehemalige Werksgelänge liegen heute brach, oder werden heute wohnwirtschaftlich genutzt.


Ein grober Überblick über die eisenbahngeschichtliche Entwicklung von Bochum-Dahlhausen

  • Bau der ersten Pferdeschleppbahnen um 1830
  • Im Jahre 1863 Eröffnung der Ruhrtalbahn

  • Das Eisenbahnmuseum Bochum - Dahlhausen

    Das Eisenbahnmuseum Bochum - Dahlhausen verfügt heute über die Anzahl von ca. 180 Fahrzeugen oder Fahrzeugteilen. Lokomotiven der drei Traktionsarten Dampf, Diesel und Elektro sind ebenso vertreten, wie Waggons für den Güter- oder Personentransport aus der Zeit von ca. 1855 bis 1975. Ein Ende der Sammlung ist weder gewollt noch abzusehen. Viele Fahrzeuge wurden mittlerweile aufgearbeitet, etliche sind sogar betriebsfähig. Dennoch bedürfen viele Fahrzeuge einer dauerhaften Aufarbeitung.

    Lange Zeit wußte ich nicht, warum ausgerechnet Bochum - Dahlhausen als Ort für ein Eisenbahnmuseum ausgesucht wurde. Die "Väter" des Museums ("Mütter" waren leider nicht dabei) haben sich sehr gute Gedanken dazu gemacht.
    In der Umgebung von Bochum - Dahlhausen wurden bereits Eisenbahnen betrieben, bevor überhaupt Pläne für die erste Dampfeisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth bekannt wurden. Viele Stollenzechen, die in der unmittelbaren Umgebung der Ruhr betrieben wurden, hatten große Probleme mit dem Absatz ihrer Kohle. Gründe waren ein nicht vorhandenes oder schlechtes Wegenetz, außerdem die Abhängigkeit der Befahrbarkeit von der Witterung und den Jahreszeiten. Das war der Grund warium die Zechenbesitzer nach besseren Transportmöglichkeiten suchten.
    Bereits 1787 wurden der Rauendahler Schienenweg eine Schienenstrecke von Rauendahl bei Hattingen bis zur Ruhr in Betrieb genommen. Die franz. Revolution und die wenig später erfolgte Besetzung durch Frankreich verhinderten zunächst eine Ausweitung dieser Transportwege. Nach den Napoleonischen Befreiungskriegen wurde das anders. Unter preußischer Regie wurden zwischen den Jahren 1818 bis 1830 ca. 14 Schienenwege mit einer Gesamtlänge von ca. 9 pr. Meilen (1 pr. Meile = ca. 7.000 m) betrieben. Viele davon in der direkten Umgebung von Bochum - Dahlhausen. Hier befinden wir uns sozusagen im Herzen oder an der Wurzel der deutschen Eisenbahngeschichte.

    1969 begannen die ersten Aktivitäten der DGEG in Bochum - Dahlhausen. Zunächst wurden einige Gleise des Lokomotivschuppens des Bahnbetriebswerkes (Bw) der Deutschen Bundesbahn angemietet. Während in einem Teil des Lokschuppens noch regulärer Bahnbetrieb abgewickelt wurde, begann die Arbeit der noch wenigen Eisenbahnfreunde an einigen historischen Fahrzeugen.
    Zwischen 1969 und 1972 wurde Gleis um Gleis im Lokschuppen von der DB geräumt, bis letztendlich der gesamte Lokschuppen durch die DGEG gemietet wurde. In diesem Zeitraum kamen etliche Fahrzeuge, Lokomotiven und Waggons, nach Bochum - Dahlhausen. In der Folgezeit bezeichnete die DGEG diesen Ort mit Fahrzeugsammlung Bochum - Dahlhausen. In den folgenden Jahren wurden etliche Fahrzeuge äußerlich aufgearbeitet, sowie im Herbst eines jeden Jahres ein Tag der offenen Tür durchgeführt. Der Zutritt zur Fahrzeugsammlung war entgeltfrei. Ab 1972 wurde mit Fahrzeugen des Modelleisenbahnclub (MEC) Essen sporadisch historischer Eisenbahnbetrieb durchgeführt. 1972 wurden die Fahrzeuge des MEC Essen der DGEG übereignet. Sonderfahrten wurden hauptsächlich im Ruhrgebiet durchgeführt.
    1974 wurde aufgrund der Ölkrise um den Jahreswechsel 1973 / 74 die Dampflokomotive 146 BLE, eine ELNA II - Type hauptuntersucht. Somit standen in Bochum - Dahlhausen erstmalig für etliche Jahre zwei Dampflokomotiven für einen Museumsbetrieb zur Verfügung. Bis 1977 wurden an zwei Wochenenden im Jahr die Strecke Essen Steele - Süd bis Essen Gruga mit einer Museumszuggarnitur befahren. Daneben fanden zahlreiche Sonderfahrten auch auf anderen Strecken wie der Westfälischen Landeseisenbahn (WLE) und der Ruhrkohle AG statt. Nach Ablauf der Untersuchungsfristen und mit Beginn des Dampflokverbotes ab Mai 1977 wurden die Fahrten deutlich weniger.

    Der 30. April 1977 war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der DGEG. Das Eisenbahnmuseum wurde nach jahrelangen Vorarbeiten mit ca. 40.000 unentgeltlichen Arbeitsstunden offiziell eröffnet. Ab diesem Zeitpunkt ist ein Entgelt für den Eintritt ins Museum zu bezahlen. Die Deutsche Bundesbahn schenkte dem Museum den sanierungsbedürftigen Wasserturm und einen vierachsigen Schürzenwagen.
    In den folgenden Jahren wurden Museumsfahrten auf DB-Gleisen ausschließlich mit Dieseltriebfahrzeugen durchgeführt. Dampflokfahrten waren nur auf Gleisen von Privatbahnen möglich.
    Der Fahrzeugpark wurde erheblich erweitert. Neben verschiedenen Triebfahrzeugen kamen nun auch die ersten vierachsigen Waggons ins Museum. Im Museumsgelände wurde eine Feldbahnanlage mit mehreren hundert Meter Länge aufgebaut. Ein wichtiger Beitrag, um Kindern den Eisenbahnbetrieb anschaulich vorzuführen.

    Der Zugang an Fahrzeugen, sowie die zukünftige Erweiterung des Fahrzeugbestandes bewirkten 1983 das erste Neubauprojekt der DGEG. Die viergleisige Neubauhalle I (Wolfgang - Distelbarth - Halle) mit z. Zt. 240 m Gleislänge brachte eine Entlastung des Fahrzeugbestandes. Die bis Anfang der achziger Jahre eingesetzten Personenwagen mit Holzaufbau mußten schnellstmöglich aus dem Museumsbetrieb herausgenommen und vollständig aufgearbeitet werden. In der Neubauhalle war eine dauerhaft geschützte Unterstellung möglich, um die Restaurationen nicht zu gefährden.

    1984 wurde die Dampflok 74 1192 wieder betriebsfähig aufgearbeitet. Ein weiterer Höhepunkt waren die Feierlichkeiten "150 Jahre Deutsche Eisenbahn" mit der gigantischen Fahrzeugausstellung im Oktober 1985. An den zehn Festtagen kamen annähernd 420.000 BesucherInnen zur Ausstellung. Die Ausstellung erstreckte sich über das Museumsgelände, sowie den gesamten Bahnhof Bochum - Dahlhausen. Ca. 45 Dampflokomotiven, 20 Dieseltriebfahrzeuge, 25 Elektrotriebfahrzeuge und über 150 Güter- und Personenwagen waren ausgestellt. Dutzende von Museumsfahrzeugen waren für Sonderfahrten in die nähere Umgebung im Einsatz.

    Gerhard Knospe


    Quellen:
  • Eigene Erlebnisse
  • Diverse Beschreibungen des Museums
  • Diverse Exemplare der DGEG - Nachrichten